Aktzeichnungen aus sechs Jahrhunderten

Der Körper: eine wahre Sensation

Der Gmünder Kunstverein zeigt vom 30. März bis 27. Mai 2007 in seiner Galerie im Kornhaus die Ausstellung "Aktzeichnung. Eine Sammlung". Die Präsentation von Originalen, Lithografien und Radierungen verschiedener Künstler von kunstgeschichtlichem Rang wurde am 30. März um 19 Uhr mit einer Einführung durch den Bildhauer Eckhart Dietz eröffnet.


VON HANNA MEID

"Man muss sehen lernen. Und das kann Jahre dauern", weiß Eckhart Dietz. Ein wenig öffnete er den Besuchern bei der Vernissage am Freitag die Augen, um zu sehen, welche wunderbaren Aktzeichnungen eines einzigen, ungenannten, Sammlers bis im Kornhaus zu betrachten sind.

Eckhart Dietz, der in das Thema mit Charme und Leichtigkeit einführte, erinnerte daran, dass noch im vergangenen Jahrhundert in der Akademie männliche und weibliche Studierende beim Aktzeichnen getrennt wurden - um sich nicht gegenseitig angezogen und abgelenkt zu fühlen.

Schaut man sich jedoch einen Holzschnitt von Hans Baldung Grien oder einen Kupferstich seiner Zeitgenossen an, dann sind die Körper Teil des Gesamtbildes, eng mit der Natur verwoben.

An den Studien betreibt der Betrachter seine eigenen Studien. Oftmals sind sie Vorstufen zu einem Gemälde, nachvollziehende Bewegungsabläufe, bewusste Proportionsverzerrungen wie bei Otto Dix.

Dietz selbst hält es mit den Maßstäben und gilt, wie er behauptet, bei Avantgardisten als "Saurier". Mit wenigen Strichen zeichnet er ein Bein und erklärt, wo die Scheitelpunkte zu finden sind, wie Linien verlaufen, Räume entstehen.

"Maßstäbe werden heute oft als Anmaßung empfunden, werden ignoriert oder angegriffen. Wir haben jetzt wieder einen Umbruch wie damals, als die Menschen in der Frührenaissance voll mathematischem Forscherdrang die organische Form entdeckten."

Der moderne Künstler verfolge nicht mehr in jedem Fall die Form, er begebe sich mit dem Betrachter auf eine Ebene. "Das alte Spiel 'Ich sehe was, was Du nicht siehst' gibt es nicht mehr." Heute sei Aktzeichnen in der Akademie meist wortlos. Keine Frage, keine Antwort. Dabei sei doch der menschliche Körper eine "wahre Sensation".

INFO: Wer Bild für Bild mit Eckhart Dietz betrachten will, kann dies beim Rundgang am 10. Mai 2007 um 19 Uhr tun. - Öffnungszeiten der Galerie im Kornhaus: Dienstag, Donnerstag und Freitag 14 bis 17 Uhr, Mittwoch 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr, Sonntag, 11 bis 17 Uhr. An den Feiertagen außer Ostersonntag ist die Galerie geschlossen.

Quelle: Gmünder Tagespost 2.4.2007 - www.gmuender-tagespost.de

Website von Eckhart Dietz